Vereinschronik
Um das Jahr 1922/23 hatte der damalige Kaplan Peter Schröttner die Idee, neben der bereits bestehenden Stadtkapelle eine weitere Musikkapelle aus Mitgliedern des kath. Jünglingsvereines in Feldbach aufzubauen.
Da keiner der Mitglieder der geplanten Musikkapelle Noten kannte oder ein Instrument beherrschte, wurden diese in Gruppen eingeteilt, in welchen sie musikalische Grundlagen erlernten. Die Ausbildung leiteten der Kapellmeister der Stadtkapelle Anton Leyfert und der Organist Peter Weitzer, welcher zugleich als erster Kapellmeister der Jungsteirerkapelle Feldbach tätig war.
Die eigentliche Gründung der Jungsteirerkapelle Feldbach erfolgte im Jahr 1924, wodurch nun zwei Musikkapellen in Feldbach bestanden. Um das Jahr 1928 wurde Herr Nestelmüller zum provisorischen Kapellmeister der Jungsteirerkapelle gewählt. Herr Nestelmüller war Mitglied des Opernorchesters Graz; seine Ansprüche an die Amateurmusiker waren einfach zu hoch, sodass noch im selben Jahr Josef Kern als Kapellmeister der Jungsteirerkapelle nachrückte.
1926 wurde Franz Reinprecht Obmann der Jungsteirerkapelle.
Am Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde den Mitgliedern der Jungsteirerkapelle nahegelegt dem in Feldbach aufgestellten SA – Musikzug beizutreten. Der SA – Musikzug setzte sich aus Musikern der Stadtkapelle Feldbach und der Jungsteirerkapelle zusammen. Die Proben erfolgten in den Räumlichkeiten der städtischen Musikschule und wurden anfänglich von Robert Lobovsky geleitet, der jedoch von einem deutschen Kapellmeister abgelöst wurde. Der SA – Musikzug spielte vor allem bei Veranstaltungen der NSDAP und wurde 1942 aufgelöst.
Alle 26 Musiker der Jungsteirerkapelle, mit Ausnahme von Kapellmeister Josef Kern, wurden zum Militärdienst eingezogen, von denen zehn Musiker nicht mehr in die Heimat zurückkehrten.
Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die ersten Musiker zurückkehrten, begann Kapellmeister Kern diese zu organisieren und mit ihnen zu proben. Im Dezember 1949 übernahm Josef Promitzer die Funktion des Obmannes der Jungsteirerkapelle. Zu dieser Zeit trat die Jungsteirerkapelle schon wieder einheitlich in einem Steireranzug gekleidet auf, den sich jedoch jeder Musiker selbst kaufen musste. Im Jahr 1951 wurde Josef Kern zum Ehrenkapellmeister ernannt und übergab die musikalische Leitung in die Hände von Vinzenz Baier. Dieser setzte die Aufbauarbeit und die musikalische Ausbildung von jungen Musikern fort. Im Jahr 1957 erkrankte Kapellmeister Baier und der Gastwirt Paul Thaller übernahm für knapp ein Jahr die musikalische Leitung der Jungsteirerkapelle. 1955 kam es zur Anschaffung eines neuen Steireranzuges.
Am 9. September 1963 wurde mit dem Ausbau eines Probenraumes im Pfarrhof Feldbach begonnen, welcher am 20. Juni 1964 abgeschlossen wurde. Seit dieser Zeit werden alle Proben der Jungsteirerkapelle im Pfarrhof abgehalten.
Im Jahr 1966 vollzog sich durch den Ankauf rund 30 neuer Instrumente, die am 1.Mai 1966 geweiht wurden, der Wechsel von der hohen zur modernen Normalstimmung.
Bei der Jahreshauptversammlung am 26. Dezember 1968 wurde die Neueinkleidung der Musiker beschlossen. Mit sehr großem Erfolg wurde am 10. Mai 1969 ein Wunschkonzert von der Jungsteirerkapelle veranstaltet. Im Jahr 1970 kam es zu einem Kapellmeisterwechsel. Kapellmeister Vinzenz Baier übergab sein Amt an Karl Huber. Im Zuge der Jahreshauptversammlung am 18. Dezember 1973 wurde Gerhard Angerer zum neuen Obmann der Jungsteirerkapelle gewählt. Anlässlich des 50. Bestandsjubiläums im Jahr 1974 wurde die Jungsteirerkapelle Feldbach neu eingekleidet.[1] Bereits fünf Jahre später, im Jahr 1979, erhielt die Jungsteirerkapelle ihre jetzige Tracht. Es ist eine Fuhrmannstracht, welche Ende des 18. Jahrhunderts im Raum Feldbach getragen wurde. Sie besteht aus einem braunen Haftelrock, einem roten Brustfleck, einer schwarzen Kniehose, weißen Stutzen und einem Erzherzog-Johann-Hut. Vervollständigt wird die Tracht durch schwarze Trachtenschuhe mit Schnalle.
1976 wurde die „alte Tenne“ im Pfarrhof zum neuen Probenraum mit Archiv umgebaut.
Mitte der 70er Jahren wurde von den Verantwortlichen des Bezirksverband auf Einheitlichkeit beim Marschieren gedrängt und dafür ein Bezirksstabführer gewählt. 1978 wurde vom damalige Stabführer der Jungsteirerkapelle Josef Veith diese Funktion übernommen. In den darauffolgenden Jahren trainierte er mit den Kapellen des Bezirks, im Rahmen von Marschierproben, erfolgreich das einheitliche Aufnehmen und Absetzen der Instrumente oder auch das gemeinsame Stehenbleiben und Wegmarschieren mit den dazugehörenden Kommandos.
Die Jungsteirerkapelle Feldbach war und ist im In- und Ausland musikalisch tätig. So hat sie unter anderem beim Papstbesuch in Wien und in Gurk mitgewirkt, Konzerte in Murska Sobota, Zagorje ob Savi oder die Mitwirkung beim Villacher Kirtag und bei der Gastronomiemesse in Caorle seien nur herausgegriffen.
Am 10. und 11. Oktober 1981 erfolgte eine Schallplattenaufnahme mit dem Titel Märsche aus der Blumenstadt Feldbach. Ein weiteres wichtiges Ereignis war der gemeinsame Auftritt mit der Stadtkapelle bei der Fernsehsendung Musikantenstadl am 4. März 1982.
Im Frühjahr 1983 kam es zu einer Änderung in der musikalischen Leitung der Jungsteirerkapelle. Als neuer Kapellmeister wurde der in Feldbach tätige Musiklehrer Emmerich Frühwirt gewählt, der diese Funktion bis August 1989 ausübte. In der Folge wurde die Führung des Vereines zur Gänze erneuert. An die Stelle von Obmann Direktor Gerhard Angerer trat Hermann Lener, der die Geschicke des Vereines als geschäftsführender Obmann bereits seit dem Jahr 1987 lenkte. Die musikalische Leitung der Jungsteirerkapelle wurde in diesem Jahr von Helmut Freißmuth übernommen.
1991 wurde der Probenraum saniert werden und es kamen zwei zusätzliche Räume für Archivzwecke dazu.
1995 vollzog sich wiederum ein Wechsel in der musikalischen als auch in der organisatorischen Leitung der Jungsteirerkapelle. Als Nachfolger von Hermann Lener wurde Josef Stern von den Mitgliedern der Jungsteirerkapelle zu ihrem neuen Obmann gewählt. Gleichzeitig übernahm Dr. Karl Pfeiler das Amt des Kapellmeisters der Jungsteirerkapelle, der dieses bis 2016 innehatte.
Die ausgezeichnete musikalische Entwicklung in all den Jahren widerspiegelt sich auch in den Erfolgen bei der Teilnahme an den diversen Konzert- und Marschwertungsspielen. So konnte aufgrund dieser Erfolge die Jungsteirerkapelle Feldbach als erste Musikkapelle der Stadt am 5. Mai 1998 den „Steirischen Panther“ von Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und am 13. März 2003 den zweiten Steirischen Panther in Empfang nehmen.
Aufgrund der kontinuierlichen ausgezeichneten Leistungen bei den Wertungsspielen wurde am 10. Mai 2006 von Landeshauptmann Mag. Franz Voves der dritte „Steirische Panther“ überreicht und auch der „Robert-Stolz-Preis“.
Im Dezember 2003 wurde Manfred Lafer zum Obmann gewählt, der diese Funktion bis Jänner 2008 ausübte.
Um den Nachwuchs zu fördern und junge MusikerInnen für die Blasmusik zu begeistern, wurde 2001 wieder ein Jugendensemble unter der Leitung von Kapellmeisterstellvertreter Christian Matzhold gegründet.
Bei der Jahreshauptversammlung im Jänner 2008 wurde Christian Matzhold zum neuen Obmann gewählt und die Leitung des Jungendensemble übernahm Kapellmeister Karl Pfeiler. 2012 übernahm Viktoria Winkler die Leitung.
Die Verbundenheit zur katholischen Kirche führte die Jungsteirerkapelle 2008 nach Pecs in Ungarn, wo u.a. auch ein Konzert im DOM gespielt wurde.
Im jährlichen Terminplan waren und sind vor allem das Frühjahrswunschkonzert im April und das Kirchenkonzert im Rahmen der Cäcilia-Messe im November als fixer Bestandteil des musikalischen Jahres. Um den Zuhörern ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm zu bieten, wurde immer wieder ein neues Programm einstudiert. Im Laufe der Jahre wurde damit ein umfangreiches Notenarchiv mit über 1000 Stücken aufgebaut. Die Ablage der Noten führte zur Notwendigkeit eines größeren Archives.
Unter Kapellmeister MS Dr. Karl Pfeiler nahm die Jungsteirerkapelle 2010 wieder an der Konzertwertung in Fehring Teil und konnte in der Stufe D einen Ausgezeichneten Erfolg erspielen.
Im Herbst 2010 wurde mit viel Elan und Eigenleistung, sowie der Unterstützung heimischer Firmen, das Musikheim erneut umgebaut und um einen Zubau im hinteren Bereich erweitert. In diesem neuen Bereich fanden das Noten-, Instrumenten- und das Trachtenarchiv ihren Platz. Im Sommer 2011 fand im Rahmen einer Eröffnungsfeier die Segnung des neuen Musikheimes statt.
Konzertreisen im Sommer 2013 führten die MusikerInnen nach Kroatien mit Auftritten in Piran und Portoroz und im Herbst 2014 nach Innsbruck. Diese Reisen waren eine Abwechslung zum normalen „Musikeraltag“, förderten den Zusammenhalt und waren auch sehr beliebt.
Im Hinblick auf das 90-Jahr-Jubiläum im Jahr 2014 wurde 2013 eine CD mit dem Titel „Heute ist ein Fest bei uns“ aufgenommen, die im Rahmen des Frühjahrs-Wunschkonzertes 2014 präsentiert wurde.
Über den Steirischen Blasmusikverband, bei dem die Jungsteirerkapelle Mitglied ist, wurde im Jahr 2015 von Winkler Viktoria der Kapellmeisterkurs besucht. Mit dieser fundierten Ausbildung übernahm sie 2016 das Jugendensemble. Auftritte beim Frühjahrwunschkonzert, ein Weihnachtskonzert und Ausflüge nach Bad Goisern oder auf den Dachstein vereinten musikalische und sportliche Aktivitäten.
Nach 21 Jahren als Kapellmeister wurde Karl Pfeiler im Jahr 2016 zum Ehrenkapellmeister ernannt und übergab den Taktstock an Sascha Krobath.
Die Corona Pandemie in den Jahren 2020 / 2021 stellte die Jungsteirerkapelle vor ganz neue Herausforderungen - Mindestabstände mussten eingehalten und Masken getragen werden. Um die Sicherheit der Musiker zu gewährleisten und den gesetzlichen Vorgaben Rechnung zu tragen, wurden anfangs nur Register Proben, später in der MZH Mühldorf auch Gesamtproben abgehalten.
Ende 2021 übernahm Sebastian Buchgraber die musikalische Leitung von Sascha Krobath, der durch seine umfassenden Aufgaben als neuer Direktor der Musikschule Feldbach zeitlich nicht mehr zur Verfügung stand. 2023 wurde auch die Leitung des Jungendensembles vom ihm übernommen.
Ausrückungen heute
Die Jungsteirerkapelle absolviert im Laufe eines Jahres rund 60 Ausrückungen (inklusive Proben). Zu den alljährlichen „Spielereien“ gehören die musikalische Umrahmung kirchlichen Feierlichkeiten (Neujahrsmesse, Ostern, Fronleichnam, Erntedank, etc.) und wie auch die musikalische Wegbegleitung von Erstkommunionkindern und Firmlingen vom Pfarrhof zur Kirche. Begräbnisse oder verschiedenste Ehrungen werden zusätzlich von Bläsergruppen umrahmt.
Das Frühjahrswunschkonzert Ende April und das Kirchenkonzert im November zu Ehren der Hl. Cäcilia stellen die konzertanten Höhepunkte des Jahres dar. Natürlich darf der eine oder andere Frühschoppen auch nicht fehlen.
Jugendarbeit
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Kapelle war und ist die Jugendarbeit. Dazu gehört neben den Jugendreferenten auch ein eigenes Jugendensemble. Es war dem Vorstand der Kapelle immer wichtig, den jungen Musikern neben der musikalischen Ausbildung in den Musikschulen auch das gemeinschaftliche Musizieren zu fördern und sie so auch langsam auf das Musizieren im großen Orchester vorzubereiten. Um den Kindern und den Eltern den Einstieg zu erleichtern, bietet die Jungsteirerkapelle auch ein Förderprogramm an, bei dem ein Leihinstrument zur Verfügung gestellt und eine finanzielle Unterstützung des Musikschulbeitrages gewährt wird.
Leitbild
Im Laufe der Zeit hat sich das musikalische Repertoire der Jungsteirerkapelle weiterentwickelt. Es werden schon lange nicht mehr "nur" Märsche gespielt, auch klassische, zeitgenössische und moderne Literatur von zeitgenössischen Komponisten wird intoniert.
Die Wende zur zeitgenössischen Literatur beschrieb Ehrenkapellmeister Karl Pfeiler so: "Eine Musikkultur wird durch das musikalische Handeln von Menschen geschaffen, in Gang gehalten und nicht zuletzt auch durch äußerliche Einflüsse verändert". Auch die Blasmusik sollte sich daher nicht damit begnügen, ihre Musikkultur als eine gegebene Tatsache zu verewigen. Vielmehr sollten uns an der Schwelle zum 3. Jahrtausend die schöpferischen Initiativen, Alternativen und innovativen Leistungen unserer jungen zeitgenössischen Komponisten begleiten, deren reflektierendes Musikverständnis, deren Sensibilität im Bezug auf Relevanz und Akzeptanz außermusikalischer Einflüsse, in Form ihrer schöpferischen Leistungen einen maßgeblichen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Blasmusik leisten.“
“Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschen“